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- Geschrieben von Hubert und Renate Rausch
- Kategorie: Jagd
- Veröffentlicht: 03. September 2012
- Zuletzt aktualisiert: 03. September 2012
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Ein "Storch", ein Weißstorch, Ciconia ciconia, wurde bei Wieselburg abgeschossen (siehe NÖN Erlaftal, 36, 04.09.2012)! Angeblich will es dzt. noch niemand gewesen sein ... oder war es doch wieder ein Jäger (Jagdausübungsberechtigter, Jagdkartenbesitzer, ... wieder kein Wilderer)? Verwechslung mit einem Reiher sei "nicht möglich" meint dazu der Bezirksjägermeister Dr. Schuster. Aber bitte schön, was ist ein
Reiher (Graureiher bzw. Fischreiher, Purpurreiher, Silberreiher, etc. ?), was ist ein Storch (Schwarzstorch oder Weißstorch?), Herr Bezirksjägermeister bzw. Herr NÖN-Redakteur Eplinger. Mehr Exaktheit zu solchen Informationen wäre aus unserer langjährigen Erfahrung dringend erforderlich. Manche Leser sind dafür dankbar oder, was besonders wünschenswert wäre, auch an die Möglichkeit des Dazulernens soll hier nicht vergessen werden.
Auch z. B. Wildente ist nicht ausschließlich nur Stockente, etc. ... aber auch "Wildenten" dürfen bekanntlich aufgrund der überholt zu betrachtenden Jagdspielregeln nur im Flug geschossen werden. Das sei angeblich weidmännisch (sicher kaum "weidfraulich"). Ach ja, es ist ja "Flugwild" und das wird im Flug abgeschossen, so die grandiose "Jagdlogik". All das und mehr ist traurige oder lustige ... auf alle Fälle absurde Realität, die kaum Widerrede erfährt oder verträgt. Ist Jagd vorrangig also Jagdsport, oder Jagdbrauchtum, besonders auch Jagdwirtschaft (offenbar aber in weiten Bereichen sichtbar Jagd-Misswirtschaft) auch in NÖ? Vernünftiges naturkundliches Wissen, wo sensibel auf solide Erkenntnisse reagiert werden könnte, scheint die Jagd stur und konsequent zu ignorieren. Warum?
In diesem Einzelfall (?), der zufällig beobachtet und fotografiert wurde, wird jetzt behördlich ermittelt. Das ist gut und wichtig! Wir hoffen auf angemessene Konsequenzen. Die Mehrzahl derartiger Fälle passieren naturgemäß in der Einsamkeit von Wald und Flur ... völlig ohne Zeugen. Und wenn Herr Bezirksjägermeister Dr. Schuster empört meint, dass eine Verwechslung mit einem Reiher nicht möglich ist (... "besonders einen Jäger darf das nicht passieren"), ist diese Aussage charakteristisch und entlarvend. Es drängt sich doch z. B. die Frage auf: "Dürften sämtliche Reiherarten von Jägern ungeniert heruntergepfeffert werden?" Nochmals der Hinweis, der Begriff "Reiher" ist keine klare Zuordnung. Unter ihnen befinden sich einige schützenswerte Arten (z. T. schützenswerter als z. B. ein Weißstorch), obwohl selbstverständlich der Abschuß all dieser faszinierenden Tiere definitiver Unfug ist. Abgesehen von der in diesem Fall gegebenen klaren Rechtslage, gibt es betreffend Jagd reichlich unbefriedigende "Baustellen" einschließlich unwürdiger EU-Rechtsumgehung in NÖ.
Die Behauptung, dass auch Bezirksjägermeister im Flug keinesweg immer korrekte Identifizierungen vornehmen könnten, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Unterstellung! Man redet seitens der offiziellen JAGDGESELLSCHAFT (inkl. NÖN) ohnehin vorsorglich von Flugwild oder ... von Reihern, Krähen, Wildenten etc.! Die Jagd ignoriert also absichtlich und ungeniert das differenzierte Spektrum der bekannten Fauna und das dazu erforderliche Wissen. Ist Ignoranz oder Dummheit weidmännisch? Die berühmt gewordene "Diagnose" von Ferdinand Raimund ... "Es gibt nichts Dümmeres als die Jagd (nach wie vor heute z.B. in NÖ zutreffend) ... " kann auch bei guten Willen in solchen Fällen nicht entkräftet werden. Wann ändert sich endlich in Anerkennung seriöser naturkundlicher Vernunft auch die Jagd in NÖ? Sie ist in der Tat und ohne Übertreibung meilenweit davon entfernt. Wir würden uns seitens der Naturkundlichen Gesellschaft Mostviertel (und wir wissen uns dabei in guter Gesellschaft) längst eine Qualitätsverbesserung und Altlastenbereinigung für die offizielle Jagd wünschen. Ein Wunschdenken? Und ehrlich gesagt, uns würde die Meinung z. B. des noch relativ neuen NÖ Landesjägermeisters, Dipl. Ing. Josef Pröll, z. B. dazu interessieren (auch ein Wunschdenken?).
Es ist keineswegs eine Gegnerschaft zur offiziellen Jagd anzustreben oder zukunftstauglich, im Gegenteil! Doch jeder redlich mitdenkende Laie kann aktuell erkennen, dass es eine beachtliche Liste taxonomischer, ökologischer oder schlicht sachlicher Beschädigungen im laut knirschenden JAGD-GETRIEBE gibt. Das zeigt letztlich auch dieser unsäglich dumme Einzelfall, der logischer Weise viel öfter als man wahrhaben möchte auch vor allem von Jagdkartenbesitzern in unterschiedlichen Varianten vorkommt. Die Liste der Beispiele ist für uns schon sehr, sehr umfangreich geworden. Man könnte - ohne zu übertreiben - pointiert von einer "hingenommenen, z. T. gewollten und z. T. gepflegten Altlastenansammlung" sprechen. Sinnvolle Nachhaltigkeit wird damit wohl nicht erreicht! Geht es also letztlich wirklich wieder nur um das schnöde Geld (... oft irrtümlich als "die Wirtschaft" bezeichnet)? Nach wie vor sind zu viele Jäger naturkundlich hochprozentig inkompetent. Das ist ein trauriges Faktum. Schade, wir würden uns sehr eine andere Situation wünschen und gerne mit vernünftigen und gut informierten Jägern kooperieren (dzt. ist das kaum möglich). Es gäbe dazu gute Gelegenheiten (z. B. zu Biodiversitätserhebungen etc.) oder manchmal sogar Notwendigkeiten (in Belangen des Natur- und Umweltschutzes)!
Gestatten Sie mir, dass ich hier an die verantwortlichen Kräfte in diesem "jagdspezifischen Fall" appelliere, separatistische Verweigerungen und andere chronische Deklassiertheiten zu meiden. Es wäre nicht nur bedauerlich sondern sogar dem Ansehen unseres schönen Landes wenig zuträglich. Viel mehr als bisher sollten Vorurteile beseitigt und gemeinsame Wege für die Zukunft gesucht werden. Wir - seitens der 'ngm' - sind zur positiven und qualifizierten Mitwirkung bereit!
Hubert Rausch, 07. September 2012